OK, ich versuche es

Das zumindest war der einzige Gedanke, zu dem ich noch fähig war, als ich im Büro saß und mir die Autofahrt nachhause schier unmöglich erschien.

Von 8 auf 3

OK, ich hatte an diesem Tag einen Familienbonus. Der Hypnotiseur meines Vertrauens befand sich ein paar hundert Meter Luftlinie von meinem Arbeitsplatz entfernt und war dank unserer Verbundenheit willens genug, alles stehen und liegen zu lassen, um zu mir zu eilen.

 

Wobei...Hypnotiseur meines Vertrauens trifft es nicht ganz. Ich hatte mich bis zu jenem Tag noch nie auf eine Sitzung eingelassen.  Mein Glaube an deren Möglichkeiten war begrenzt und bezogen auf meine Person praktisch nicht vorhanden. Aber...wenn es mal gehörig zwickt...

 

Meine persönliche Spirale des Grauens

Glücklicherweise bin ich rundum gesund und äußerst selten von jenem fiesen Kopfschmerz geplagt, der mich an diesem Tag ereilt und mich an der Nachhausefahrt gehindert hatte. Aber ich bin ziemlich schmerzintolerant. Schmerzen, auch wenn sie noch so harmlos sein mögen und durch Wetterwechsel oder eine negative Flüssigkeitsbilanz hervorgerufen wurden, lösen eine Spirale des Grauens aus, die den Schmerz immer weiter verschlimmert und meine Verzweiflung drüber ins Uferlose katapultiert.

Erste hypnotische Erfahrung

An diesem Tag machte ich also meine erste Erfahrung mit Hypnose. Ohne Räucherstäbchen, Klingklang und Ruhesessel, sondern auf einem roten Plastikstuhl im halbdunklen Büro.

 

Völlig unentspannt

Entspannt habe ich mich während dieser spontanen Sitzung überhaupt nicht. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich auf diesem Stuhl saß, aber die erste Zeit (5 Minuten?) hatte ich eher den Eindruck, dass alles noch schlimmer werden würde. Auf einer Schmerzskala von 1-10 (wobei 10 unerträglich bedeutet), vergab ich eine 8 und wünschte, Thomas würde schnell wieder verschwinden, damit ich mit meinem Schmerz ungestört war.

Nachdem Thomas aber nunmal freundlicherweise zu mir geeilt war, konnte ich ihn schwerlich wieder fortschicken (so dramatisch schlecht wie es sich angefühlt hatte, ging es mir wohl doch nicht), also ließ ich mich darauf ein. Thomas leitete mich an, ein Symbol für meinen Schmerz zu finden, es zu verändern und aus meinem Körper zu schieben.

 

Von 8 auf 3

Es funktionierte nicht. Nicht beim ersten Mal. Aber nachdem ich den Vorgang wiederholt hatte, tat sich etwas. Die Intensität des Schmerzes verringerte sich ein wenig, und nach einer weiteren Wiederholung spürte ich eine deutliche Erleichterung von 8 auf 3. Der Schmerz war nicht weg, aber leicht genug um das Auto sicher zu steuern.

Die Schmerzintensität sank während der Fahrt weiter auf 2. Weg war Schmerz nicht.  Er blieb, bis ich eine Tablette genommen hatte und verzog sich dann.

 

Gelernt - Kontrolle statt Verletzlichkeit

Die Technik, die Thomas mir gezeigt hat, kann ich jederzeit und ohne Aufwand selbst anwenden. Als genunder Mensch plagt mich zwar glücklicherweise nur selten ein Wehwehchen, aber ich habe trotzdem gelernt, dass ich meinen Schmerz, wenn er denn nun mal auftaucht, genau so kontrollieren kann wie meine Gedanken. Er ist zwar an jenem Tag und auch später nicht ganz verschwunden, aber im Bereich des für mich gut Erträglichen. Für mich bedeutet das, Kontrolle über eine Situation zuerlangen, in der ich mich bis dorthin sehr verletzlich und abhängig gefühlt hatte. Und das war für mich schon eine ziemlich coole Sache.