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5 Fragen bei Trigger

Trigger mich nicht

Nachlese zu Couchcoach Folge #5 - die mit dem veganen Problemkind

Kennst du das? Manchmal bewegen uns bestimmte Themen oder die Art, wie Gesprächspartner*innen dazu stehen, vielleicht mehr, als uns in diesem Moment lieb ist. Ein rotes Knöpfchen geht an, es triggert und das dient dann weder unserer Beziehung noch dem Thema.

Veganer*innen erleben das gelegentlich, wenn sie auf Mischköstler*innen treffen. Und Mischköstler*innen erleben das gelegentlich, wenn sie auf Veganer*innen treffen. Alteingesessene Belegschaftsmitglieder erleben das manchmal, wenn sie auf die Ideen neuer Kolleg*innen stoßen und wer am Arbeitsplatz und mit neuen Ideen ankommt, merkt unter Umständen, dass diese nicht unbedingt Applaus finden. 40 Jährige erzürnen sich über Aussagen von Jugendlichen, und Kinder kritisieren das Verhalten der älteren Generation.

 

Strategien, wie wir damit umgehen können, um letztlich doch wieder eine feine Begegnung zu gestalten, gibt es viele. Wir haben 5 unserer Lieblinge für euch in Form von Fragen zusammengefasst.

1. Wo bin ich? - Präsent sein als Basis

Vielleicht kennst du diesen Lösungsversuch aus deiner Schulzeit, sie ist besonders unter weniger gut vorbereiteten Schüler*innen sehr beliebt und wird unter Lehrer*innen (ich glaube, nicht nur dort) gern "Vogelstraußtaktik" genannt: Ich schaue nicht hin, dann ist es nicht da (die Bedrohung durch die von der Lehrkraft gestellte Frage, die drohende Nichtversetzung, das leere Hausaufgabenheft).

 

Als Erwachsene haben einige von uns eine vielleicht ein wenig elegantere Variante davon entwickelt, wenn es um den Umgang mit (bedrohlichen?) Reizen geht. Es prasseln ja ständig so viele Eindrücke auf uns ein, besonders auch während eines Gespräches, und da ist ein Filter sicher vorteilhaft, der uns die Entscheidung abnimmt, worauf wir unseren Fokus lenken und was wir lieber weniger Beachtung schenken. Praktischerweise läuft das automatisch und wir brauchen uns nicht darum zu kümmern, sondern haben (je nachdem) Auge, Ohr, Nase, Hand frei.

 

Ganz da zu sein, präsent zu sein bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein und wahrzunehmen, was sich da jetzt abspielt. Das können wir sofort umsetzen, indem wir uns fragen, worauf sich unsere Aufmerksamkeit gerade richtet.

2. Was geht ab? Auffallendes unter die Lupe nehmen

Wenn wir dann etwas weiter gehen wollen als das, was sich an der Oberfläche so tut, könnten wir noch genauer hinschauen. In Supervisionen kommen manchmal Modelle zum Einsatz, wenn es irgendwo Störungen in der Kommunikation gibt. Sie veranschaulichen diese komplizierten Vorgänge, helfen uns aus dem Grübeln raus und ermöglichen neue Perspektiven, die wiederum den Handlungsspielraum erweitern.

 

So zum Beispiel fließen in viele Kommunikationstheorien zwei Ebenen ein, die du womöglich auch schon kennst (ganz bestimmt hast du schon davon gehört, wenn du mal ein Seminar zur Kommunikation gemacht hast, denn das ist ein Klassiker): Die Inhaltsebene und die Beziehungsebene. Experten wie Friedemann Schultz von Thun oder Paul Watzlawick beschreiben damit, dass es bei einer Aussage nie nur um die Sache geht, über die wir sprechen, sondern dass da gleichzeitig auch die Beziehung mitschwingt, das Verhältnis der Sprechenden zueinander. Vielleicht kennst du das: In Konfliktsituationen neigen wir gern dazu, eine Äußerung auf der Beziehungsebene aufzufassen, wir nehmen etwas persönlich, obwohl für die sprechende Person der Sachaspekt im Vordergrund stand war - oder auch nicht. Dessen können wir uns nie wirklich sicher sein. Während solche Situationen in Supervisionen eher theoretisch überprüft werden, haben wir ja in der konkreten Gesprächssituation noch ein anderes Wunderwerkzeug zur Verfügung, und es ist so einfach aber doch nicht immer leicht: Nachfragen, ob unsere Vermutungen zutreffen.

3. Wohin ziehen meine Gedanken? Trigger misch nisch

Ob jemand etwas so gemeint hat, wie wir es verstanden haben, wissen wir erst, wenn wir gefragt haben. Manchmal haben wir diese Möglichkeit aber nicht, weil alles so schnell geht: Ein Wort ergibt das andere, die Emotionen gehen hoch und schon haben wir uns in eine Situation hineinmanövriert, die uns nicht unbedingt dient.

Vielleicht ist es in der konkreten Gesprächssituation (ohne Übung) ein wenig schwierig, aber spätestens, wenn das Gespräch hinterher noch nacharbeitet, könnten wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, was wir denken. Im Podcast finden sich klassische Beispiele von Gedankenketten, die sich verselbständigen. Allein der bewusste Fokus auf die eigenen Gedanken, uns selbst beim Denken zu beobachten sozusagen, ändert nämlich schon einiges. Lust auf ein Miniexperiment dazu? 😊

Tipp: Fruchtiger (und sehr viel angenehmer...) wird die Beobachtung der Gedanken, wenn wir versuchen, das Beobachtete nicht zu bewerten. Es ist schnell passiert, denn wir sind es ja nicht anders gewohnt - dann: aha, eine Bewertung und wieder zurück zum Beobachten. Dadurch könen wir vermeiden, einen Gedanken immer mehr zu befeuern und den Verstand zu dem zu benutzen, wozu er da ist: zum Lösen von Problemen.

4. Was ist mir wichtig? Scheinwerfer auf mich und Werteinventur

Von Zeit zu Zeit kann es sinnvoll erscheinen, die eigenen Werte aus dem Schrank zu holen, anzuschauen und auf ihre Aktualität zu hinterfragen. Möglicherweise wäre ein Update gar nicht verkehrt, oder sie liefern uns die Erklärung, warum etwas triggert. Eine interaktive Anleitung dazu findest du im Podcast.

5. Und was jetzt? Schlussfolgerungen hinterfragen

Vielleicht kennst du das, bei Reizthemen neigen wir gern mal zu schnellen Schlussfolgerungen. Z.B.: Wenn jemand auf das Schnitzel nicht verzichten möchte, dann ist ihm/ ihr das Schicksal der Tiere, des Klimas, des Planeten egal. Kann sein, wissen wir aber nicht. Oder: Wenn jemand mit seinem/ ihrem Veganismus hausieren geht, fühlt er/ sie sich überlegen. Kann sein, wissen wir aber nicht.

 

Ob das so sinnvoll ist, darüber könnte man diskuttieren, aber in beiden Fällen wäre es zumindest nachvollziehbar, wenn dann die Wogen hochgehen würden. Und für den Fall, dass wir uns in unseren Schlussfolgerungen irren, hätten wir 1.) uns umsonst aufgeregt und 2.) höchstwahrscheinlich auch noch das Gegenüber, denn das Unterstellen einer negativen Absicht ist bekanntlich ein relativ sicherer Weg, jemanden zu erzürnen.

...und noch etwas :-)

Wenn dir auffällt, dass etwas triggert, bist du eh schon super unterwegs, das für dich aufzulösen oder so zu bearbeiten, dass es dir weniger zusetzt. Go on...🧡

Mehr?

Couchcoach-Podcast Folge #5 - die mit dem veganen Problemkind

Dieser Text fasst einige der wesentlichen Punkte aus Folge #5 zusammen.

Wenn du etwas in die Tiefe gehen möchtest, findest du dort Möglichkeiten dazu. Außerdem sprechen wir dort darüber, wie Werte entstehen (auch deine Eigenen). Es gibt eine orientalische Geschichte zur Kommunikation, das Eisbergmodell, Gedankenspielereien zum erleichterten Perspektivenwechsel und weitere Tools - Stoff, der das Bauen einer Brücke zum Gegenüber erleichtern kann.

 

Außerdem: Ein kleines Special für Veganer*innen, die sich fragen, warum Omnis eigentlich nicht verzichten wollen und einen kleinen Impuls, wie dieser Gedanke möglicherweise leichter verdaulich werden könnte.

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