Sofie und der Sinn des Lebens

Seit Menschengedenken erzählen wir einander Geschichten. In ihnen liegt eine besondere Kraft. Sie können uns auf einer Ebene erreichen und berühren, wo unser Verstand nicht hinkommt und uns dort nähren und Kräfte wecken. In unserer Beratungspraxis nutzen wir diese Wirkung von Geschichten und Metaphern sehr gern und ab und zu findet auch eine kleine Geschichte fürs Wohlbefinden hier auf unseren Blog. 🧡

Sofie und der Sinn des Lebens

Warm und wärmer und irgendwann wird's heiß

An ihrem 15. Geburtstag stellte sich Sofie zum ersten Mal die Frage nach dem Sinn des Lebens. Sie spürte die Lebendigkeit in sich und fand es schön. Also fragte sie alle klugen Menschen in ihrem Umfeld: "Du, was ist eigentlich der Sinn des Lebens?"

 

"Der Sinn des Lebens...jaaa....der Sinn des Lebens ist das Leben selbst", antwortete Opa.

"What???"

"Na, weil das Leben selbst der Sinn ist."

"Hä? Also... hat das Leben gar keinen Sinn, Opa?"

"Was???"

 

***

 

"Äh...das wüsste ich auch gern", sagte Finn aus der 5 b. Und der hatte sonst immer eine Antwort. "

***

 

"Kinder bekommen", antwortete Mama.

"Und wenn jemand keine Kinder bekommt, hat das Leben dann keinen Sinn?", fragte Sofie.

"Hmmm...also für mich hätte es keinen Sinn ohne Kinder. Das wäre schon sehr traurig."

"Aber es gibt ja auch Menschen ohne Kinder und die sind auch nicht traurig. Frau Specht zum Beispiel", fiel Sofie ein.

"Ja, dann fragst du vielleicht besser sie", schlug Mama vor.

"Äh...sie ist meine Mathe-Lehrerin."

 

***

 

"Das Glück finden", sagte Oma.

"Hast du denn das Glück gefunden?", fragte Sofie.

"Aber ja doch, mein Mäuschen."

"Und wo ist es?"

Na, das Glück ist immer da", sagte Oma.

"What? Aber wenn es immer da ist, warum sollten wir es denn dann suchen?"

"So, genug gefragt. Jetzt machen wir uns einen schönen Tee."

 

***

 

"Puh...", sagte Tante Grete, "wenn ich das wüsste, dann wäre ich schon nicht mehr hier."

"Wo wärst du dann", fragte Sofie.

"Na, dort, wo der Sinn ist", sagte Tante Grete.

 

***

 

"Arbeiten und etwas aufbauen", sagte Papa.

"Und wenn jemand nicht arbeitet?"

"Ja das ist oft ein Problem für diese Menschen."

"Mama, Oma, Opa?"

"Ja, ich muss noch was tun."

 

***

 

"Mit solchen Fragen machst du dich ganz irre im Kopf", sagte Onkel Marvin.

 

***

Sofie verwirrten die Antworten tatsächlich, aber sie konnte nicht aufhören, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen.

 

"Es muss doch eine Antwort darauf geben!", sagte sie zu Finn aus der 5b, als sie nach der Schule im Park saßen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen ließen.

"Mein Bruder meint, das ist so ein Glaubensding. Da geht es um Gott und so. Weil wissen kannst du es eh nie, was der Sinn des Lebens ist."

 

Das leuchtete ein und dazu gab es auch nichts zu sagen. Eine Weile saßen sie schweigend da, irgendwie bekümmert von dieser Erkenntnis.

Da meldete sich die ältere Dame zu Wort, die von der Parkbank aus das Gespräch verfolgt hatte:

 

"Es gibt ein Wissen, das in den Büchern steht und über das wir sprechen können. Und dann gibt es dieses Wissen, das tief in uns drinnen wohnt. Eine Antwort von tief drinnen ist mehr ein Gefühl. Ein ganz kräftiges "JA"-Gefühl. Wir sind uns dann absolut sicher, dass es stimmt. Auch wenn wir nicht wissen, warum. Kennt ihr das?"

Ja, und ob sie das kannten.

Sofie hatte so ein JA-Gefühl, als sie das erste Mal die Geige in der Hand hielt und Finn erinnerte sich an den Tag, als er den Welpen aussuchte.

 

"Und wie können wir den Sinn finden?", wollte Sophie wissen.

 

"Es ist ein bisschen wie beim Topfklopfen, wenn wir mit verbundenen Augen und dem Kochlöffel in der Hand am Boden nach dem Topf suchen. Wir machen uns auf den Weg. Manchmal geht es ganz schnell, weil wir Glück haben oder eine Vorahnung, in welche Richtung wir krabbeln sollten. Und manchmal müssen wir uns weiter bewegen, auch wenn wir denken, dass wir schon überall waren und es ja nur dort sein kann."


"Gibt es auch Menschen, die den Sinn nicht finden? Wie beim Topfklopfen?", fragte Sophie.

 

"Ja, die gibt es. Das sind Menschen, die nicht oder nicht mehr hören, aus welcher Richtung 'kalt' und 'kälter' und 'warm' und 'wärmer' gerufen wird."

Da war es, das JA-Gefühl.

Und von diesem Tag an hielt Sofie bei allem, was sie tat, ihre Ohren weit offen, um zu hören, wann es wärmer wurde.

🧡

Text: Petra Ouschan


Petra Ouschan ist als Beraterin und Supervisorin sowohl in unserer Praxis Zent als auch im Mailcoaching tätig. Dort arbeitet sie besonders gern mit Geschichten und Metaphern, die sie ab und zu auch für oder mit ihren Klient*innen schreibt. Außerdem entwickelt sie Kurse und Workshops und textet allerlei Nützliches.  Hier erfährst du mehr über sie.

Hast du Fragen? Schreib Petra:

info@zent.at

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