Den Schweinehund zum Spielen schicken

in Love mit dem wirklich Guten

Wenn wir als Sportrauchende oder Sofasurfers oder Schleckmäuler oder mit einem vorteilhafteren Lebensstil liebäugeln, dann kommt uns gern etwas in die Quere, das einige von uns im Alltag liebevoll "Schweinehund" nennen. Er ist der Wächter des Alles-bleibt-wie-es-Ist und verführt uns bei jeder Gelegenheit dazu, dass wir unsere allerbesten Vorsätze über den Haufen werfen. So zieht er uns scheinbar magisch in die Trafik und zurück auf die Couch und zum Kühlschrank und ist dabei unglaublich überzeugend und geschickt.

"Du gönnst dir ja sonst nix"

So ein Begleiter an der Seite ist äußerst praktisch, wenn wir in unserer Komfortzone bleiben wollen. Und einige von uns wollen das ja auch. Sie sehen tatsächlich keinen entscheidenden Vorteil darin, anstatt des Rauchens etwas anderes auszuprobieren, aktiver zu werden, anstatt das Sofa zu hüten oder sich mit der eigenen Ernährung intensiver zu beschäftigen, anstatt sich einfach nur vom Geschmack des Gewohnten verleiten zu lassen.

 

Die meisten von uns wissen aber um die Vorzüge eines anderen, gesünderen Lebensstils. Zumindest in der Theorie. Sie spüren früher oder später, dass eine kleine oder größere Korrektur anstehen würde. Da beginnt es, im Rücken zu zwicken, die hustenfreien Zeiten werden seltener und der Gang die Treppe rauf war auch schon mal leichter.

"Eh normal", sagt der Schweinehund. "Bei so viel Arbeit ist es doch kein Wunder, dass mit 20 der Rücken schmerzt. Das bisschen Kratzen im Hals geht schon vorbei und nicht jeder ist immer gleich gut in Form. Das wird schon wieder."

 

Wenn dann das frisch aufkeimende Gesundheitsbewusstsein dagegenhalten möchte, kommt das Killerargument des Schweinehundes: "Du gönnst dir ja sonst nix"  - oder "das Leben ist eh schon so schwer" oder "du lebst nur einmal-genieß es" oder in der verschärfteren Variante: "Was bleibt dir denn sonst noch an Spaß im Leben?".

No Risk no Fun?

Ein zartes, frisch aufkeimendes Gesundheitsbewusstsein wird so einem ausgewachsenen Argument nur schwer standhalten können.

Denn Entspannung und Sich-was-Gutes-Tun gehört ja auch zu einer gesunden Lebensführung und schließlicht gäbe es ja noch die Chance, dass der Kelch aller gesundheitlichen Folgen des Rauchens, der mangelnden Bewegung oder der unausgewogenen Ernährung an uns vorüberzieht. Es erinnert ein bisschen an Russisches Roulett mit der Gesundheit. Nur mit mehr Kugeln in der Trommel und der unterschätzten Wahrscheinlichkeit, einen Streifschuss einzufangen. Oder "no risk, no fun", wie es der Schweinehund nennen könnte und "bei den anderen funktioniert es ja auch".


Überwinden? Ankämpfen? Züchtigen?

Wer einen derart starken Schweinehund zum Begleiter hat, wird sich möglicherweise von den Vorhaben  abbringen lassen und das mit dem gesünderen Lebensstil eher jenen mit den kleinen Schweinehündchen zugestehen. Der ausgewachsene Schweinehund dient dann auch vor anderen als Erklärung, warum es diesmal nicht geklappt hat mit der Veränderung.

 

"Du musst halt dagegen ankämpfen", raten dann nichtrauchende, sportliche oder ernährungsbewusste Mitmenschen. So motivierend das gemeint sein mag, könnte es durchaus den gegenteiligen Effekt haben. Denn seinen eigenen Schweinehund scheinbar nicht unter Kontrolle zu haben, könnte durchaus am Selbstwert nagen.

Das bringt doch nix

"Es bringt nichts, noch länger dagegen anzukämpfen....das braucht nur Energie", könnten viele von uns irgendwann denken. Und das wird wohl auch so sein.

Anstatt den wirklich guten Vorsatz sausen zu lassen, könnten wir etwas anderes versuchen: Wir könnten uns gedanklich an Orte bewegen, an die wir den Schweinehund noch nie mitgenommen haben, an denen es für ihn nichts zu tun gibt. An Orte, an denen wir schon ganz klar FÜR etwas sind.

Der Schweinehund hindert uns ja in der Regel daran, etwas anderes für uns zu tun als das, was wir schon machen. Also mehr Aktivität, gesünderes Essen oder größtmögliche Freiheit in unser Leben zu bringen. Wir sind es gewohnt, dass er bei Versuchen in diese Richtung mitläuft. Dazu haben wir ihn irgendwann mal eingeladen, indem wir diese Versuche als unangenehm, unbequem, anstrengend, ein wenig schmerzvoll usw. wahrnahmen und entschieden hatten, uns gegen diese Eindrücke zu wehren. So sollte es nicht sein. Kurz: Wir sind uns diese Mühen nicht wert. Schweinehund hilft.

Wirklich Gutes ins Leben bringen

Wenn das zarte, aufkeimende Gesundheitsbewusstsein noch nicht stark genug ist, um sich gegen den Schweinhund zu wehren oder wenn wir uns die eigene Gesundheit noch nicht ausreichend am Herzen liegt, dann könnten wir unsere Motivation zur Veränderung um etwas ergänzen, das schon ausgereift und fest und klar ist. Etwas, das so bedeutsam für uns ist, dass wir ganz viel dafür tun würden. Auch, wenn es unangenehm, unbequem, anstrengend, ein wenig schmerzvoll und nicht das ist, was wir gewohnt sind. Etwas, woran wir wirklich glauben.

Dabei spielt es für den Erfolg überhaupt keine Rolle, was es ist. Es kann ein Charityrun für Kinder sein, der uns dazu bringt, die Laufschuhe anzuziehen und uns darauf vorzubereiten. Es kann die Aussicht auf bessere sportliche Leistung sein, wenn wir nicht mehr rauchen. Es kann das Wohl der Tiere oder der Schutz des Klimas sein, wenn wir uns für eine vollwertig pflanzliche Ernährung entscheiden. Jeder Mensch hat da etwas, das ihm wichtig erscheint, ihn tief bewegt und für das es sich lohnen würde, sich einzusetzen.

 

Manchmal wissen wir sofort, was das ist, und manchmal dauert es vielleicht ein bisschen, bis wir uns daran erinnern. Dann könnte es hilfreich sein, die Augen offen zu halten, mit Freunden zu sprechen oder sich auch mit professionellen Berater*innen auszutauschen und sich die Frage zu stellen: Was ist es wert, dass ich dafür das Rauchen lasse, Bewegung in mein Leben hole, meine Ernährungsgewohnheiten umstelle?

 

Dann begeben wir uns nämlich auf einem Feld, auf dem wir den innere Schweinehund frei laufen und spielen lassen können, während wir uns damit beschäftigen, etwas wirklich Gutes in unser Leben zu bringen.

🧡

Das könnte dich auch interessieren:


Hast du Fragen? Schreib Petra:

info@zent.at

Petra Ouschan ist als Beraterin und Supervisorin sowohl in unserer Praxis Zent als auch im Mailcoaching tätig. Außerdem entwickelt sie Kurse und Workshops und textet allerlei Nützliches.  Hier erfährst du mehr über sie.



Mehr Support? - gerne doch!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0