Im Interview: Vorgesorgt für stürmische Zeiten

Balance-Akt

Stress, schwierige Lebensumstände, große Herausforderungen und Krisen sind Teil des Lebens von den meisten von uns. Wir versuchen unser Bestes, um ihnen auszuweichen und wissen gleichzeitig, dass niemand davor gefeit ist.

 

Doch wir alle können Vorsorge treffen, die uns durch solche Zeiten hindurchhilft. Thomas erzählt im Interview von den 4 Stellschrauben, mit denen wir uns nachhaltig geistig, psychisch und körperlich in Balance bringen und auch in stürmischeren Phasen im Gleichgewicht halten können.

Thomas, Du berätst täglich menschen in schwierigen Phasen. DAs ist ja oft gar nicht so leicht. Wie kommt es, dass du hier unterstützen kannst?

Mein Handwerk habe ich in meinen Ausbildungen erlernt. Dazu kommt, dass ich beruflich schon recht viele Menschen in psychischen Ausnahmezuständen oder Krisen begleitet habe. Und nicht zuletzt habe ich selbst ja auch schon einige Turbulenzen hinter mir. Auch ich kenne das, wenn man in einer belastenden Situation steckt und an keiner Schraube drehen kann, weil es sie nicht gibt.

Es gibt keine Schraube?

Doch, es gibt mindestens vier davon. Vier jedenfalls, die mir gut bekannt sind und sich sehr bewährt haben. Aber daran drehen kann ich nur dann, wenn ich damit vertraut bin. Dazu muss ich sie kennen und auch schon ein Zeit lang damit gespielt, geübt haben.

Welche Art von Hilfe erwarten sich deine Klient*innen?

Kein Mensch möchte Stress haben oder psychisch belastet sein oder Schmerzen haben. Sie kommen und möchten das sofort "weg" haben. Das erste, dass ich Ihnen sage: "Du brauchst Zeit und Geduld."

 

Man kann nicht jahrelang den Körper und die Psyche überbelasten, wie es zum Beispiel bei Stress und Burnout der Fall ist, und dann in einer Woche wieder ins Gleichgewicht finden.

Also Keine schnelle Hilfe? Wie gehen deine Klient*innen damit um?

Viele hadern, suchen den Fehler bei anderen, bei Gott und der Welt und auch bei sich selbst.

 

Erst, wenn sie die Situation annehmen und akzeptieren können, wie sie ist, lässt sich an den Schrauben herumdrehen. Aber jeder, der den Karren so richtig schön gegen die Wand gefahren hat, der erkennt irgendwann: das ist ein Prozess für sich. Das dauert.

 

Und deswegen wäre es eben gut und ich würde sogar sagen notwendig, dass wir auch in den weniger stürmischen Zeiten an unserem Gleichgewicht arbeiten.

Wie geht das? Verrätst du uns die Schrauben?

Das geht ganz einfach und manche meiner Klient*innen sind dann sogar enttäuscht, wenn sie es hören. Die Schrauben heißen: Bewegung, Ernährung, stressreduzierendes Verhalten und Achtsamkeitspraxis.

 

Wenn ich zum Beispiel die Bewegungsschraube kenne, und eine Krise bahnt sich an, dann kann ich mich leichter in Bewegung setzen, als wenn ich hartnäckig am Motto "Sport ist Mord" festgehalten habe. Jede Krise ist mit Stress verbunden. Und wenn ich mit der Bewegungssschraube schon gespielt habe, dann kann ich auf dieses Mittel zum Stressabbau viel leichter zugreifen, als wenn ich mich in turbulenten Zeiten zusätzlich auch noch erst von der Couch runtermotivieren muss.

 

Das gilt auch für die Ernährung. Dazu müsste ich zunächst wissen, dass überhaupt und wie ich mich durch optimale Ernährung gut unterstützen kann.

In einer Akutsituation daran rumzubasteln ist halt entsprechend aufwändig und wahrscheinlich schwieriger. Wenn es uns nicht gut geht, dann greifen wir verständlicherweise auf alte Gewohnheitsmuster zurück, die uns vielleicht für den Moment Wohlbefinden schaffen, aber sonst nix für uns tun.

 

Bei Achtsamkeitspraxis und stressreduzierendem Verhalten verhält es sich genauso. Wenn ich mich selbst sehr gut kenne, ich wach bin und mein Geist geschult und klar ist, dann kann ich frühzeitig Alarmsignale meines Körpers und meiner Psyche wahrnehmen und richtig interpretieren. Ich kann entsprechend schneller Gegenmaßnahmen einleiten und die ganze Geschichte abfedern. Außerdem wird es mir leichter fallen, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen und mir selbst eine gute Stütze zu sein, anstatt an mir zu zweifeln.

 

Welche Schraube dann wann und in welchem Ausmaß gedreht werden sollte, das ist individuell verschieden. Das schauen wir uns dann in den Beratungen genauer an.

Achtsamkeit - dieses Wort taucht auf den Zent-Seiten, in den Blogbeiträgen und Postings oft auf. Ist das so wichtig?

Alle 4 Schrauben halten wir für bedeutsam. Aber ja, Achtsamkeit ist ein zentrales Element unserer Arbeit. Häufig ist sie ganz explizit Inhalt der Beratungen in der Praxis, in den Mailcoachings und Supervisionen oder eben in unseren Workshops.

 

Manchmal stehen inhaltlich andere Dinge im Vordergrund, das hängt ganz von unseren Klient*innen und deren Themen ab. Immer aber schwingt Achtsamkeit bei den Begegnungen mit. Das ist bei mir mittlerweile so, wenn ich arbeite, und bei Petra auch. Sich in Achtsamkeit zu üben, hört im Idealfall nicht auf, wenn man das Büro oder die Praxis betritt. Im Gegenteil: Dort wird es erst richtig spannend. Und wir haben, wie so viele andere Menschen, auch festgestellt, dass bewusst durch den zu Tag gehen, im Moment zu sein, achtsam zu gestalten, nicht nur unsere Lebensqualität positiv beeinflusst, sondern auch die Art unserer Begegnungen. Und davon profitieren letztlich alle.

Und ZUM Schluß?

Ich denke, dass wir alle unser ganzes Leben an diesen Schrauben spielen sollten. Das sollte ganz selbstverständlich zum Leben dazugehören.

 

Wir haben es für uns als sehr wertvoll entdeckt, sind dabei es zu kultivieren und zu üben und würden uns wünschen, dass so viele Menschen wie möglich ihre eigenen Wege zu einem achtsam gestalteten Leben entdecken, und damit zu einem anderen Lebensgefühl. Damit tun wir nicht "nur" nachhaltig etwas für unser persönliches Wohlbefinden. Es zieht Kreise.

Und jetzt sind wir von Vorsorge für turbulente Zeiten beim Heldentum gelandet...

Ja. Es fängt ja immer bei einem selbst an. Es gäbe darüber noch so viel zu erzählen, und das werden wir auch machen. Hier, in unseren Workshops, im Blog und den sozialen Medien. Es geht ja gar nicht darum, wie jemand etwas bewegt. Sondern dass jemand bewegt, dass so viele Menschen wie möglich bewegen. Denn jeder kann etwas auf seine oder ihre Weise tun, wenn es ihm/ ihr gutgeht, und dabei unterstützen wir sehr gern.

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